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Es ist immer wieder das Dazwischen zwischen Realität und Fiktion, zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen dem Innen und dem Außen politischer, sozialer, kommunikativer, emotionaler Räume sowie zwischen Räumen und Zuständen, das Harriet Groß’ Arbeiten ausmacht. Ob wir es mit einem Begriff aus der Kunst inframince nennen, mit der Psychoanalyse von ‚Riss’ sprechen oder es uns als Schwelle und Übergang vorstellen, unterschiedlich durchgespielt findet sich dieser Topos in allen ihren Werken. Was sie dabei interessiert ist die Qualität der Schwelle sowie das Überschreiten resp. Innehalten vor einer Schwelle. Das Wandern zwischen den Welten und Horizonten, das Unterwegs-Sein, das sich in Form von z.B. Schuhen in vielen ihrer Schnitte findet, dient immer auch dazu, Schwellen in den Griff zu bekommen.

 

Während Harriet Groß in früheren Arbeiten Cut Outs wie ‚Blicksammlungen’ in Schnurzeichnungen setzte und ihre Wandzeichnungen damit als Erinnerungsräume, Gedanken- und Ideenräume definierte, so interessiert es sie heute zunehmend, direkt auf gesellschaftliche Ereignisse zu reagieren. So entstanden „Lichtung“ (2010) und „Corium Poetry“ (2011) in der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Befund einer grundlegenden und weit reichenden Verunsicherung innerhalb der Gesellschaft. Mit Sicherheitsgurten, Sicherheitscodes (in „Restrisiko“) oder einem unentwirrbaren Knäuel unter der Erdoberfläche (in „Innere Sicherheit“) erstellt Harriet Groß analytische und mitunter apokalyptische Bilder vom Zustand unseres Seins, unserer condition humaine.

 

Dr. Silke Feldhof

 

Aus: Inframince – ein Konzept, eine Fantasie, ein Ort der Kunst? Über die neueren Raumzeichnungen von Harriet Groß, Berlin 2012, Von Dr. Silke Feldhof

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